Terminmarkt

Warum kann der Terminmarkt sinnvoll sein und wie sieht eine Preisabsicherung aus?

Der Kartoffelpreis kann bedenkenlos als volatil bezeichnet werden. Die Preisschwankungen der letzten Jahre verdeutlichen das Phänomen. Während in den Jahren 2011 und 2013 rekordverdächtige Preise von über 30€ erzielt wurden, lagen die Preis im Jahr 2012 bei circa 5€. Das Jahr 2014 ging als außerordentlich ertragreich in die Historie ein. Das Preisniveau wurde im Vergleich zu 2012 nochmals deutlich unterschritten (2,60€). Aus diesem Grund kann eine Preisabsicherung über die Börse sinnvoll sein.


Theorie

Bei einem Absicherungsgeschäft ("Hedging") ersetzt der Hedger ein erwartetes Geschäft mit Kassaware vorübergehend durch ein Substitutionsgeschäft in Futures. Das bedeutet, dass jemand, der künftig Ware verkaufen (kaufen) möchte, verkauft (kauft) diese frühzeitig an der Börse und liquidiert später seine zunächst eingegangene Erfüllungsverpflichtung. Ziel des Hedgers ist es, dass mögliche Verluste aus der Kassaposition möglichst vollständig durch Gewinne aus der Börsenposition kompensiert werden. Dies ermöglicht dem Hedger im Voraus mit einem festen Preis kalkulieren zu können. Allerdings nimmt dieser in Kauf, dass mögliche Gewinne aus der Kassaposition durch den gleichzeitigen Wertverlust der Börsenposition aufgezehrt werden. Der Käufer verzichtet demnach auf die Möglichkeit von fallenden Kassamarktpreisen zu profitieren, der Verkäufer verzichtet im gleichen Zuge auf die Möglichkeit von steigenden Kassamarktpreisen zu profitieren.


Praxis

Nachfolgend wird ein Absicherungsgeschäft für die Kaufs- und Verkaufsseite erläutert. Zur Vereinfachung wird angenommen, dass der Futurekurs und der Kassamarktpreis in beiden Beispielen zum Zeitpunkt des Warenflusses übereinstimmen. Transaktionskosten werden nicht berücksichtigt.


Im Herbst möchte sich ein Einkäufer für Kartoffeln den Einkaufspreis für die im nächsten Frühjahr zu verarbeitenden Kartoffeln absichern, um das Risiko steigender Kartoffelpreise zu minimieren. Dazu kauft er im Oktober an der Warenterminbörse Kartoffelfutures mit der Laufzeit April. Der Kurs möge bei 15€/dt liegen. Zum Zeitpunkt des Kartoffelankaufs am Kassamarkt (Ende März/Anfang April) stellt der Einkäufer die eingegangene Börsenposition wieder glatt. Ist der Preis im Zeitverlauf auf 20€/dt gestiegen, muss der Einkäufer 20€/dt für die am Kassamarkt bezogenen Kartoffeln bezahlen. Er kann diese aber mit einem Börsengewinn von 5€/dt verrechnen, sodass sich der Einkaufspreis letzlich auf die im Oktober abgesicherten 15€/dt beläuft. Die 5€/dt Börsengewinn resultieren aus der Wertsteigerung der Positionen, die sich am Besten durch einen Vergleich des Eröffnnugs- und des Glattstellungskurses verdeutlichen lässt: Der Einkäufer hat im Oktober zu 15€/dt Kartoffelfutures ge- und im Frühjahr zu 20€/dt verkauft. Wären die Kartoffelpreise im Zeitverlauf auf 10€/dt gefallen, ändert dies nichts am geplanten Einkaufspreis von 15€/dt. In diesem Fall müsste der Einkäufer zwar lediglich 10€/dt an den Verkäufer der Kartoffeln bezahlen, die Börsenposition hätte aber im Zeitverlauf 5€/dt an Wert verloren.


Das soeben beschriebene Einkaufspreisabsicherungsbeispiel lässt sich analog auf den Verkäufer der Kartoffeln übertragen. So hätte ein Landwirt im Herbst einen Verkaufspreis in Höhe von 15€/dt absichern können, indem er Futures mit der Laufzeit April verkauft hätte. Im ersten Szenario hätte er für die Kartoffeln im Frühjahr von dem Einkäufer 20€/dt erhalten und gleichzeitig einen Wertverlust der Börsenposition um 5€/dt zu verzeichnen gehabt. Im zweiten Szenario hätte er zum Verkaufspreis der Kartoffeln (10€/dt) einen Börsengewinn in Höhe von 5€/dt hinzuaddieren können.


Das oben genannte Beispiel ist stark vereinfacht und dient lediglich der Erläuterung eines Warentermingeschäfts. Es stellt keine Empfehlung dar und ist in jeder Hinsicht unverbindlich.


Karte
Anrufen
Email